Stolz & (Vor)urteil

Ein Handy klingelt. Jemand macht Fotos von der schönen Architektur. Ein Kind läuft herum. Jemand tuschelt mit einem anderen.

Sich beim Beten in einer Kirche nicht stören zu lassen, ist manchmal gar nicht so einfach.

Wie kann ich in solchen Situationen über mich selbst hinauswachsen?

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Das Erste, was uns automatisch einfällt, ist, dass wir denjenigen ermahnen oder uns über ihn beschweren, sodass es endlich aufhören möge. Unsere erste Reaktion ist meistens, dass wir uns auf das Problem und denjenigen, der es verursacht, konzentrieren. Stattdessen wäre es viel weiser, sich in dieser Situation zu fragen: Handle ich vielleicht manchmal genauso?
Oder wir könnten beten, was noch viel klüger wäre:

Herr, wo störe ich andere?
Was ist an mir noch nicht so, wie Du es willst?
In welcher Situation hast Du ganz besonders viel Geduld mit mir?
Heiliger Geist, bitte mache mich auf die Dinge aufmerksam,
die bei mir noch nicht vollkommen sind.
Schenke mir bitte deine Gnade, sie zu verändern, darin zu wachsen
und beständig in dieser Veränderung zu bleiben.
Erinnere mich bitte in den bestimmten Situationen daran,
den Blick auf Dich und mich anstatt auf andere zu richten.
Hilf mir, immer wieder die Bereitschaft zu zeigen, mich Dir hinzugeben,
dass Du an mir arbeiten kannst.

Daher wollen wir uns nicht mehr gegenseitig richten. Achtet vielmehr darauf, dem Bruder keinen Anstoß zu geben und ihn nicht zu Fall zu bringen!
Römer 14,13

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Es lohnt sich, es zu versuchen. Lächle einfach über die Geräuschkulisse. Das ist doch auch Leben! Versuche, deinen Ärger im Gebet wegzulächeln, indem du dankbar für jeden bist, der hier ist. Klar können Geräusche manchmal stören. Vor allem, wenn man sich nach Ruhe und Stille sehnt. Dann halte Gott diese Sehnsucht im Gebet hin. Wenn du die Situation annimmst, wirst du staunen, wie Gott dich dadurch segnen kann.

Die Ablenkung zu überwinden, stärkt dich auf deinem Weg des inneren Gebets. Versuche also, nicht darüber zu murren. Nimm es stattdessen als Herausforderung an, im eigenen Gebetsleben voranzukommen. Lass die Chance, die sich dir bietet, nicht ungenutzt vorübergehen. Viel Gnade und Segnungen kann man dadurch von Gott empfangen.

Wenn ich empörenden Gedanken in mir Raum gebe, kann ich in diesem Raum in mir und in dieser Zeit, Gott nicht ehren und lieben. Statt mich unaufhörlich zu ärgern, könnte ich Gott in meinem Nächsten lieben, auch, wenn derjenige gerade unachtsam ist, indem ich mich erinnere, wie sehr Gott diesen Menschen liebt. Manchmal besteht der Anspruch der Liebe auch nur darin, Schlechtes zu unterlassen. Ein belehrendes, von oben herab kommendes, vielleicht unfreundliches Wort zu verschweigen.

Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er schweigt in seiner Liebe, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.
Zefanja 3,17

Ich erinnere mich daran, dass ich das Gleiche auch schon getan habe, vielleicht ohne es zu wissen oder, ohne zu bemerken, dass es jemanden stört. Und ich würde es wieder tun, wenn die Gnade mich verlässt, vielleicht in einer anderen Art und Weise, und doch ist es dasselbe.

Darum bist du unentschuldbar – wer du auch bist, o Mensch – , wenn du richtest. Denn worin du den andern richtest, darin verurteilst du dich selbst, weil du, der Richtende, dasselbe tust.
Römer 2,1

Ich höre auf, andere zu verurteilen,

dafür, dass sie andere verurteilen,

dann höre ich wirklich auf, zu urteilen,

weil ich dasselbe tue.

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Wenn du dich nach Ruhe und einer Wohlfühlatmostphäre in der Kirche sehnst, kannst du Frieden finden, indem du die nächste störende Situation, die du erlebst, als von Gott gegeben annimmst. Wenn du dich stattdessen laut ärgern würdest, würdest du der Ruhe nur noch mehr im Weg stehen. Eine innere Ruhe und einen tiefen Frieden kann man in der Seele auch dann spüren, wenn im Außen genau das Gegenteil stattfindet. Probiere es das nächste Mal einfach aus.

Wir können nicht erwarten die totale äußere Stille in einem öffentlichen Raum zu erleben. Auch, wenn unsere Gebetszeit unsere Exklusivzeit mit Gott ist, muss man doch in jeder Situation abwägen, worin der Schwerpunkt der Liebe in diesem Moment besteht. Denn Gott kann mir in diesem Moment auch in einem Menschen begegnen und mich so auf etwas hinweisen. Gott weiß wohl um unsere Ungeduld und Sehnsucht nach Ruhe. Vielleicht hat Jesus auch deshalb gesagt?:

Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Matthäus 6,6

Siehe auch: 5 unglaubliche Facts über Kontemplation

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Was vor Gott wirklich zählt

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